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Morokulien

Die skandinavische Friedensrepublik

Vorwort  |  Linkübersicht

In Skandinavien, genau auf der Grenze zwischen Schweden und Norwegen, liegt Morokulien. Morokulien wird oft als "Land" bezeichnet, was es wegen der geografischen Abgrenzung von Norwegen und Schweden durchaus ist, allerdings ist Morokulien kein Staat im völkerrechtlichen Sinne. Morokulien ist nur rund 6 Hektar groß. Es ist eine Friedenserinnerung für Norweger und Schweden, insbesondere ist es aber eine Friedensbotschaft an die Welt.

Steckbrief Morokulien

  • Größe: 6 ha

  • Grenzübergang zwischen Schweden (Provinz Värmland) und Norwegen (Provinz Hedmark)

  • "Friedensrepublik", aber kein Staat

  • Geografische Position:  59° 55.814’ Nord,  12° 14.457’ Ost

  • Hier zur Lage von Morokulien

  • Schreibweise: offiziell Morokulien, gelegentlich findet sich im Internet aber auch die Bezeichnung Morukulien

Aus mindestens drei Gründen ist Morokulien interessant:

Vorgeschichte

Seit 1380 wurde Norwegen von Dänemark regiert. Die Dänischen Könige waren zugleich Könige von Norwegen. Während der napoleonischen Kriege wurde Norwegen im Jahre 1814 an Schweden abgetreten. Die norwegische Reichsversammlung proklamierte die Unabhängigkeit und erarbeitete eine demokratische Verfassung. In einem 2-wöchigen Krieg besetzte Schweden das störrische Nachbarland, jedoch erkannte der schwedische Kronprinz Carl Johan nach kurzem Zögern die Verfassung Norwegens an. Daraufhin wurde Carl Johan zum König des unabhängigen Norwegens proklamiert. Seitdem formten die beiden Länder eine politische Union. In der Folgezeit kam es jedoch immer wieder zu Konflikten zwischen dem selbstbewussten reformorientierten norwegischen Parlament (Storting) und der Schwedischen Regierung.

Loslösung Norwegens von Schweden

Im Jahr 1905, nach erneuten Konflikten mit Schweden, bot das norwegische Parlament dem dänischen Prinzen Carl die Krone an. Zuvor erklärte das Parlament den Schwedischen König Oscar II als König von Norwegen für abgesetzt. Mit dem Prinzen Carl, der den Namen Håkon VII annahm, erhielten die Norweger nach über 500 Jahren wieder einen eigenen König. Der letzte norwegische König, Håkon VI Magnusson, starb 1380. Schweden reagierte auf diese Anmaßung mit Kriegsvorbereitungen. Die Marine wurde an die Westküste Schwedens verlegt und ein Angriff auf Kristiania (1925 umbenannt in Oslo) war in Vorbereitung. Allerdings waren nicht alle Schweden für einem Angriff auf das Nachbarland. Die Zeiten hatten sich geändert. Die Schwedische Friedensbewegung hat sich wehement für eine friedliche Lösung des Konfliktes mit dem abtrünnigen Nachbarn eingesetzt — und letztlich Erfolg gehabt. Demonstrationen und öffentliche Aufrufe brachten die Regierung dazu, sich in Karlstad mit allen Beteiligten zu beraten. Am 26. Oktober 1905 wurde die Unabhängigkeit Norwegens vollständig anerkannt. Zudem wurde eine neutrale demilitarisierte Zone entlang der Grenze beschlossen: Keine militärische Anlage, kein Militärhafen oder Zulieferer waren in dieser Zone erlaubt. Morokulien liegt in dieser Zone.

Das Friedensmonument

FriedensmonumentSeit 1905 hat die Schwedische Friedensbewegung (SPAS, Swedisch Peace and Arbitration Society) jährliche Friedenskonferenzen abgehalten. 1911, bei der Konferenz in Östersund, wurde vorgeschlagen, ein Mahnmal für den Frieden seit 1814 zu errichten. Dieses Mahnmal sollte möglichst zum 100-jährigen Jubiläum im Jahre 1914 fertiggestellt sein. Im Jahr 1913 hatte man einen Platz gefunden: Mitten in der demilitarisierten Zone, genau auf der Grenze zwischen Norwegen und Schweden. Die Friedensaktivisten in Norwegen und Schweden sammelten Geld für dieses Monument. Während die Norweger spendenfreudig waren, stiessen die Friedensaktivisten in Schweden auf Zurückhaltung. Für viele Schweden war das Loslassen des Norwegischen Nachbarn noch immer eine Schmach. Dennoch, von Tür zur Tür gehend, sammelten die Schwedischen Friedensaktivisten letztlich auch in ihrem Land einen Betrag von 17.000 Kronen. Auch die Regierungen beider Länder wurden angesprochen, einen Beitrag von 2000 Kronen beizusteuern. Während das Norwegische Parlament sofort zustimmte, hat sich die schwedische Volksvertretung erst nach der Einweihung des Monumentes mit einer Mehrheit von 194 zu 156 Stimmen für die Spende ausgesprochen. Der Frieden war zwar amtlich, aber noch immer nicht selbstverständlich.

Der etwa 6 ha große Landstrich, auf dem das Monument errichtet werden sollte, gehörte den Friedensbewegungen in Norwegen und Schweden. Alle an diesem Projekt beteiligten Personen arbeiteten ehrenamtlich oder gegen symbolische Bezahlung. Die Norwegische Eisenbahn transportierte die Granitblöcke kostenlos zur Baustelle. Der Schwedische Architekt Lars Johan Lehming entwarf das Monument ebenfalls kostenlos. Er wurde deshalb aus seiner Arbeitstelle bei der Schwedischen Verteidigung entlassen. Das Monument besteht aus weissem Granit. Auf beiden Säulen, die sich je in Norwegen und in Schweden befinden, stehen zwei Männer, die einander friedlich die Hände reichen: "Unabhängig, aber von gleichem Boden". Als das Monument fertiggestellt war, betrugen die Baukosten insgesamt 26.500 Schwedische Kronen.

Inschrift Monument   Inschrift:

  NORSKE • OG • SVENSKE
  FREDSVENNER REISTE • DETTE
  MONUMENT • 1914 • MED • TAK
  FÖR • HUNDREAARIG • FRED
Übersetzung:

Norwegische und Schwedische
Friedensaktivisten erbauten dieses
Monument 1914 mit Dank
für hundertjährigen Frieden

Einweihung

Am 16. August 1914, 100 Jahre nach dem letzten militärischen Zwischenfall zwischen Norwegen und Schweden, wurde das Monument schließlich eingeweiht. Es war ein sonniger Tag mit azur-blauem Himmel. Weisse Fahnen wehten um das Monument, und entlang der Grenzlinie waren die Schwedischen und Norwegischen Landesflaggen aufgereiht. Züge aus beiden Richtungen brachten die Menschen heran, während Musikgruppen aus beiden Ländern aufspielten. Anstatt erwarteter 3.000 Gäste erschienen letztlich 12.000 Menschen zu diesem Ereignis. Schnell waren Speisen und Getränke verbraucht, und am Ende des Tages waren sogar die Brunnen trocken. In der Menschenmenge konnte man 60 Norwegische Parlamentsabgeordnete ausmachen, aber nur 10 Vertreter des Schwedischen Parlaments. Die Schwedischen Einweihungsredner waren u.a. Bischoff van Scheele und Carl Sundblad (SPAS). Prominentester Norwegischer Redner war der Parlamentssprecher J. Lövland. Nur ein Ereignis überschattete die Einweihungsfestivitäten: Während man sich hier zur Festigung des Friedens zwischen Norwegen und Schweden traf, nahmen die Anfänge des Ersten Weltkrieges in Zentraleuropa ihren Lauf.

Einweihung des Monumentes
Einweihung des Monumentes am 16. August 1914 (entnommen aus [1])

Die Republik des Friedens

Seit der Einweihung des Friedensmonumentes 1914 war das Monument immer wieder Treffpunkt für Skandinavische Aktivitäten. Während des Zweiten Weltkrieges war die Fläche um das Monument der einzige Ort, an dem Schwedisch-Norwegische Trauungen vorgenommen werden konnten. Selbst heute finden dort noch Trauungen statt. Kurz nach dem Krieg hielt Folke Bernadotte 1945 vor 13.000 Zuhörern eine Rede, in der er über seine Arbeit mit Kriegsgefangenen in Deutschland berichtete.

Republik des Friedens1959 'pachteten' Norwegische und Schwedische Rundfunkstationen das Gebiet um das Friedensdenkmal und sandten von hier aus eine Reihe von Sendungen "Über alle Grenzen". Das Jahr 1959 war von den Vereinten Nationen als Internationales Flüchtlingsjahr ausgerufen worden, und so wurde das Monument durch die Rundfunksendungen auch international bekannter. Lennart Hyland, eine bekannte Schwedische Radio- und Fernsehpersönlichkeit kreierte schließlich den Namen "Morokulia". Morokulia, die Englische Bezeichnung für Morokulien, setzt sich aus den Worten "Moro" und "Kul" zusammen, die je in Schwedisch und Norwegisch soviel wie "Spass" bedeuten. Seitdem tragen die 6 ha Land um das Friedensmonument die Bezeichnung Morokulien. Die Schwedische Friedensbewgung SPAS hat Morokulien zur "Republik des Friedens" ausgerufen.

Übersichtskarte Morokulien

Poststelle

Schließlich wurde eine Poststelle eröffnet. Aus dieser kleinen Republik können Briefe mit bis zu drei Stempeln versehen sein: Norwegischer, Schwedischer, und Morokulischer Stempel. Morokulien ist der einzige Ort, in dem legal Briefe mit den Marken beider Nachbarländer verschickt werden können. Es ist zudem legitim, einen Brief mit Norwegischer und Schwedischer Marke zu frankieren. Die Stempel mit dem Aufdruck "Morokulien" sind bei Briefmarkensammlern begehrt.

Stempel Morokulien

Stempel vom 30.08.2005, Morokulien.

In dem Stempel steht MOROKULIEN, SVERIGE, NORGE (schwach lesbar), sowie eine Abbildung des Friedensdenkmals. Das Datum ist im Format "JJ.MM.TT" angegeben. Die Karte wurde in den norwegischen Briefkasten eingeworfen.

Stempel Morokulien

Stempel vom 30.08.2005, Morokulien.

Der Stempel ist derselbe wie oben. Diese Karte wurde in den schwedischen Briefkasten eingeworfen und durch die Schwedische Post – erkennbar an dem kleinen Stempel oben links (Posthorn mit Krone) – weitergeleitet.

Ausserdem hat sich die Provinz Värmland direkt auf der Marke verewigt (stilisierter Elchkopf).

 

Eingesandt von Axel, DL7ULF:

Eine Postkarte mit den Briefmarken beider Länder, gestempelt am 03.11.2003. Auf der norwegischen Briefmarke (rechts) ist die Landesbezeichnung auf Neu-Norwegisch angegeben.

NOREG = Norwegen (Ny-Norsk, Neu-Norwegisch)
NORGE = Norwegen (Bokmål, traditionelles Norwegisch)

 

Touristinformation

Später haben Touristorganisationen aus Norwegen und Schweden eine Informationsstelle eröffnet. Zuerst in der alten "Brennastua", später dann neben dem Wirtshaus. In den 80ern wurde die Touristinformation genau auf die Grenze gelegt. Der mittige Eingang befindet sich exakt auf der Grenzlinie zwischen Norwegen und Schweden. An der linken Eingangsseite hängt der schwedische Briefkasten, auf der rechten Seite der norwegische Briefkasten.

Touristinformation / Infocenter
Die Touristinformation liegt genau auf der Grenze zwischen Schweden (links) und Norwegen (rechts)

Wer möchte, kann in der Touristinformation - symbolisch - Bürger Morokuliens werden. Gegen Entgelt bekommt man einen entsprechenden Ausweis. Damit hat Morokulien zwar Bürger, aber keine Einwohner (mit Ausnahme vielleicht des Campingplatzbesitzers und des Wirtshausbesitzers). Die Bürgerschaft mag mittlerweile ein Touristengag sein, die Idee stammt jedoch von der Friedensbewegung SPAS mit dem Ziel, Menschen aus aller Welt für den Frieden zu gewinnen.

Bilder rund um das Infocenter.

Amateurfunk

Direkt an der Grenze, auf der Norwegischen Seite, befindet sich eine Holzhütte. Dieses als "Grensstua" (Grenzhütte) bezeichnete Gebäude beherbergt seit vielen Jahren eine Amateurfunkstation. Von hier aus kann von lizensierten Funkamateuren die Idee Morokuliens in die Welt getragen werden.

Amateurfunk in Morokulien.

 

Links.


Quellen:

Impressum Haftungsausschluss

Erstellt: 27.09.2005, letzte Änderung: 30.05.2006, DL6BZ    www.morokulien.de